Immer wieder haben sich in den vergangenen Jahrzehnten NABU-Mitglieder mit den Bielefelder Schwalben – vor allem mit der Mehlschwalbe - beschäftigt, darunter S. Haubold, M. Bongards, und V. Vahle. Den Bielefelder Bestand für 1986-88 gab V. Vahle im „Bielefeld-Atlas“ mit 400-1.000 Brutpaaren an. Der „Westfalen-Atlas“ 1989-1994 zeigt ca. 335-970 Mehlschwalbenpaare und ca. 486-1.370 Paare der Rauchschwalben. Aus dem „NRW-Atlas“ ergeben sich bereits deutlich geringere Spannen sowohl für Mehlschwalben (ca. 220-610 Paare) als auch für Rauchschwalben (ca. 350-700 Paare).
In Kooperation mit dem Umweltamt der Stadt Bielefeld hat der NABU in den Jahren 2011-2013 (mit Ergänzungen bis 2017) systematisch nahezu alle Brutvorkommen der Mehl- und Rauchschwalben gezählt. 36 Zähler haben ein (oder mehrere) Zählgebiete übernommen, gingen oder radelten alle Straßen und Höfe in ihrem Gebiet ab und notierten Brutbeobachtungen. Zeitgleich wurden auch in der Stadt Gütersloh die Bestände beider Schwalbenarten erfasst. Die Ergebnisse beider Bestandserfassungen wurden 2021 im 58. Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins Bielefeld veröffentlicht, den "Bielefelder Schwalbensommer" schildert der Projektbericht im 15. NABU-Jahresheft:
Bei der Zählung 2011 bis 2013 wurden in Bielefeld 1.094 Brutpaare Mehlschwalben an 276 Standorten sowie 529 Paare Rauchschwalben an 152 Standorten festgestellt. Während damit der Mehlschwalbenbestand in Bielefeld seit 1986/88 leicht angestiegen ist, deutet sich ein Rückgang bei der Rauchschwalbe an. Bei beiden Arten hat sich die besiedelte Fläche (Rasterfrequenz) massiv verringert. Weitere Informationen zur Lebensweise beider Schwalbenarten enthält die Projektseite „Bielefelder Schwalbensommer“.
Parallel zur Bestandserfassung hat der NABU Bielefeld mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW und weiterer Sponsoren und Spender (u.a. der Sparkasse Bielefeld mit ihrer Spendenaktion "Bielefeld zeigt Herz" 2017 und den Mitarbeitenden der Stadtwerke Bielefeld mit ihrer sehr großzügigen Centspende 2023) künstliche Nisthilfen für Mehlschwalben beschafft und insbesondere denjenigen Hauseigentümern angeboten, die bereits Schwalben beherbergten, um die noch vorhandenen Bestände zu stützen. 2012 gewann der NABU mit seiner Aktion „Bielefelder Schwalbensommer“ den Bürgerpreis des Deutschen Naturschutzpreises und kaufte und montierte mit dem Preisgeld Nisthilfen u.a. am Bahnviadukt in Bielefeld-Schildesche.
Inzwischen wurden insgesamt über 1.250 Kunstnester in Bielefeld montiert, in der Stadt Gütersloh über 400 weitere. Das Projekt wird weitergeführt, u.a. auch im Rahmen einer Kooperation mit der BGW (Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen mbH - früher Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft), da etliche Kolonien an Mehrfamilienhäusern der BGW bestehen. Im Zuge von Gebäudesanierungen, aber auch bereits im Vorfeld werden diese Kolonien mit zusätzlichen Kunstnestern unterstützt.
Neue Schwalbenzählung 2022: 10 Jahre nach der letzten großen Zählung wurden 2022 erneut die Bielefelder Mehlschwalben gezählt: erfreulicherweise und entgegen den bisherigen bundes- und landesweiten Trends nahm die Bielefelder Population um 59% auf 1.736 besetzte Nester zu, die Zahl der Standorte aber nur um knapp 10% auf 282 besiedelte Gebäude. Etwa ein Drittel (560 Paare) der Bielefelder Mehlschwalben brütet in Kunstnestern, die – neben den überdurchschnittlich warmen Jahresmitteltemperaturen im vergangenen Jahrzehnt - zum Wachstum der Population wesentlich beigetragen haben dürften. An mehreren Standorten brüten sogar sämtliche Mehlschwalben in unseren Kunstnestern!
Die Ergebnisse dieser neuesten Zählung wurden im 60. Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins Bielefeld veröffentlicht:
Mehlschwalbe am Nest (Foto: A. Schäfferling), Nisthilfenmontage, Schwalbenfest (Fotos: J. Albrecht)
Im Frühjahr 2017 haben wir gemeinsam mit den Bielefelder Falken und weiteren Naturschutzinitiativen das erste Bielefelder Schwalbenfest auf dem Halhof veranstaltet, der in unmittelbarer Nähe des Obersees und der Johannisbachaue liegt. Auf dem gut besuchten Fest gab es nicht nur viele Aktionen und Informationen zu den Schwalben, sondern auch zum Obersee und zur Johannisbachaue.
Auch das 2. Bielefelder Schwalbenfest auf dem Halhof am 27. Mai 2018 war sehr gut besucht: nahezu 1.000 Interessenten kamen zu den Info- und Aktionsständen, die Kinderrallye war stark nachgefragt, zahllose Mehlschwalben zwitscherten über den Besuchern und das Halhof-Cafe hatte alle Hände voll zu tun. Mit dabei waren neben dem NABU und den Falken das Naturpädagogische Zentrum NPZ, das Naturkundemuseum namu und das Umweltamt der Stadt Bielefeld. Die Besucher konnten Schwalben beim Nestbau beobachten, Interessantes über die Bielefelder Schwalben, die Johannisbachaue und die Störche erfahren, und die Kinder hatten wieder viel Spaß beim großen Obersee-Puzzle, beim Basteln von Papierschwalben, beim Bau von Lehmnestern und dem Schwalben-Quiz am Glücksrad. Das Wetterglück war uns wieder hold, denn erst pünktlich nach dem Abbau setzte der Sommerregen ein. Allen Beteiligten und Sponsoren wird herzlich für die Unterstützung gedankt!
Eindrücke vom 2. Schwalbenfest (Fotos J. Albrecht)
Weit über 1.000 Gäste haben das 3. Bielefelder Schwalbenfest am Sonntagnachmittag des 12. Juni auf dem Halhof genossen. Bei schönstem Frühsommerwetter bekamen vor allem Familien mit Kindern viel geboten: Die Veranstalter Falken und NABU Bielefeld hatten ein buntes Programm zu Ehren des Brutbeginns in der größten Bielefelder Mehlschwalbenkolonie unter den Dächern des Halhofes organisiert. Es gab neben zahlreichen Spiel- und Spaßangeboten für Kinder wie Klettern, Hüpfburg, Bogenschießen, Kinderschminken und Spielmobil eine große Kinderrallye, bei der Kinder und ihre begleitenden (Groß-)Eltern viel über die Schwalben und Störche in der Johannisbachaue erfuhren und spielerisch Aufgaben lösen konnten.
Gleich bei der ersten Station hieß es Schwalbennester zählen, während die brütenden oder nestbauenden Vögel ihre kleinen Zuschauer von oben beäugten. An der nächsten Station wurde die weite Reise der Schwalben ins südliche Afrika erforscht, bei der jedes Jahr gut 20.000 Kilometer zurückgelegt werden müssen, und das gänzlich emissionsfrei! Bei Station drei hieß es Strümpfe aus und Wasser marsch: im Storchengang ging es durch Wassereimer zum Froschbecken, um daraus einen Fruchtgummifrosch zu erbeuten – natürlich mit spitzem rotem Schnabel (aus Essstäbchen). Nachdem die Landschaft und Tierwelt des Obersees und der Johannisaue in einem Riesen-Puzzle richtig zusammengefügt und die dort herumfliegenden Schwalben gezählt waren ging es zum Bastelstand, wo Papierschwalben ausgeschnitten und bemalt werden konnten. Und schließlich mussten aus sorgfältig gerollten Lehmkugeln kleine Nester erbaut werden, ganz nach Schwalbenart!
Ihre vollständig ausgefüllten Lösungszettel durften die frisch gebackenen kleinen Vogelexperten dann stolz gegen kleine Preise eintauschen, die von der Sparkasse und den Stadtwerken Bielefeld gestiftet worden waren. Besonders beliebt bei den jungen Naturforschern waren die Becher- und Handlupen. Sowohl die Preise auch als die Kinder-Rallye kamen auch bei den ukrainischen Familien gut an, die Mitorganisator Peter Bauer von den Falken extra eingeladen hatte, und die trotz Sprachschwierigkeiten die Aufgaben mit Begeisterung bewältigten.
Der NABU bot zudem Informationen über die aktuelle Situation der Schwalben in Bielefeld und warb um weitere Aktive für seine diesjährige Schwalbenzählung, und die Falken informierten über ihre Freizeitangebote für Jugendliche.
Umlagert waren der Grillstand und das Hofcafé mit vielen Köstlichkeiten, und selbst die Schlangen an manchen Rallyeständen wurden geduldig ertragen, denn Langeweile kam angesichts des bunten Treibens ringsum nicht auf. Mitstreiter*innen des Naturkunde-Museums, der Biostation Gütersloh/Bielefeld und des Naturpädagogischen Zentrums Schelphof unterstützten die Ehrenamtlichen des NABU und der Falken, so dass auch nach 6 Stunden pausenlosen Treibens gute Laune bei den Veranstaltern ob des reibungslosen Erfolgs herrschte.
„Das 3. Bielefelder Schwalbenfest war das schönste und am besten besuchte“, freut sich Mitorganisator Jürgen Albrecht vom NABU: „Kinder, Eltern und Ehrenamtliche hatten großen Spaß, und die fantastische Atmosphäre und Versorgung auf dem Halhof hatte daran großen Anteil. Unsere Ehrenamtlichen wurden zeitweise völlig überrannt, und alle haben einen tollen Job gemacht! Wer hätte gedacht, dass Falken und Schwalben doch so gut zusammenpassen?“ So dürfte das dritte Schwalbenfest wohl nicht das letzte gewesen sein. Der NABU bedankt sich ganz herzlich bei den Falken für die hervorragende Zusammenarbeit!
Bilderstrecke vom 3. Schwalbenfest (Fotos: J. Albrecht)
Presseartikel zu den Schwalbenfesten 2017 und 2018 auf dem Halhof:
Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ zeichnet der NABU Menschen und Häuser aus, bei denen die Glücksbringer willkommen sind. Denn so zahlreich wie früher sind die Schwalben nicht mehr. Sowohl Rauch- als auch Mehlschwalben gelten inzwischen auf der „Roten Liste“ als gefährdet! Eine der Ursachen ist der fortschreitende Verlust von Nistmöglichkeiten.
Die Viehställe werden immer weniger – mit und ohne Rauchschwalben. Und Mehlschwalbennester fallen den teilweise überzogenen Hygienebedürfnissen einiger Hausbesitzer zum Opfer und werden nicht selten illegal von der Hauswand entfernt.
In Bielefeld gibt es beide Arten – noch! Mit der Plakette und Urkunde „Schwalbenfreundliches Haus“ will der NABU Menschen motivieren, die zutraulichen Mitbewohner auch weiterhin gewähren zu lassen, so wie es seit Jahrhunderten Brauch war. Denn ohne den Schutz unserer Behausungen und die Zuneigung der dort lebenden Menschen werden diese liebenswerten Kulturfolger und Glücksbringer nicht bei uns überleben!
Hier wurden bisher in Bielefeld schwalbenfreundliche Häuser ausgezeichnet:
Der NABU dankt allen Schwalbenfreunden für ihren Einsatz!
Weitere Informationen zum Projekt und den Bewerbungsantrag gibt es hier.
Bei der Aktion „Bielefeld zeigt Herz“ der Sparkasse Bielefeld
hat sich der NABU mit dem Projekt „Bielefelder Schwalbensommer: Kinderstuben
für die Glücksbringer!“
um Preisgelder beworben, um Kunstnester für wohnungslose Mehlschwalben
zu beschaffen und an geeigneten Gebäuden im gesamten Stadtgebiet anzubringen. Sparkassenkunden konnten Spendengutscheine ihren Wunschprojekten zukommen lassen und haben dem NABU-Projekt so zu
1.520 Euro aus dem Spendentopf der Sparkasse verholfen.
Die Spendenaktion wurde erfolgreich abgeschlossen und neue Kinderstuben für die Mehlschwalben konnten beschafft und angebracht werden.
Die Sparkasse Bielefeld setzt ihre Förderung 2021 fort: Der NABU erhielt eine Spende über 1.500 Euro zum Kauf weiterer Kunstnester für Mehlschwalben sowie Mauersegler-Nistkästen und Gewölbesteine für Winterquartiere von Fledermäusen.
Für beide Förderungen bedanken wir uns bei der Sparkasse Bielefeld und ihren Kunden sehr herzlich!
Ganz unverhofft kam der NABU 2023 zu einer großen Weihnachtsspende von 4.689 Euro! Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Beschäftigten der Stadtwerke Bielefeld-Gruppe, die das Projekt „Bielefelder Schwalbensommer“ des NABU bei ihrer diesjährigen Aktion „Cent-Spende“ bedacht haben. Und auch die Schwalben und Mauersegler werden sich über die zusätzlichen Nisthilfen freuen, die wir aus den Spendenmitteln finanzieren können!
Interessenten für Mehlschwalbennester können sich beim NABU Bielefeld melden - dabei werden solche Gebäude bevorzugt, an denen (oder in deren unmittelbarer Nähe) bereits Mehlschwalben nisten, weil nur dort gute Erfolgsaussichten für die Besiedlung der Kunstnester bestehen.
Auch Interessenten für Mauerseglerkästen können sich melden, damit wir gemeinsam die Eignung der Häuser prüfen und das weitere Vorgehen abstimmen können.
Mehlschwalben (Fotos: Andreas Schäfferling) und
Mehlschwalben-Kunstnest (Foto: Jürgen Albrecht)