Wanderfalkenschutz in Bielefeld

Das Aussterben des Wanderfalken in Ostwestfalen-Lippe hat E. Aufderheide aufgezeichnet (NABU-Jahresheft 5/1977, S. 31-43): Seit 1885 wurden 10 Horststandorte bekannt, der letzte Brutversuch fand 1957 bei Willebadessen statt, seither war die Art in OWL ausgestorben. Der letzte westfälische Wanderfalke horstete 1969 im NSG „Bruchhauser Steine“, und genau dort brütete auch 1990 erstmals in Westfalen wieder ein Paar erfolgreich („Westfalen-Atlas“). Die Wiederbesiedlung von NRW hat die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) im NABU seit über 30 Jahren (gegr. 1989, AGW Rheinland seit 1984) wesentlich gefördert und dokumentiert. Während der „Westfalen-Atlas“ 1989-1994 für Westfalen nur 3 Brutpaare zeigt, gibt es inzwischen (2019) in NRW mit 237 Revierpaaren mehr Wanderfalken als jemals vor seinem Verschwinden. 2019 wurden im Regierungsbezirk Detmold 25 Revierpaare beobachtet.

 

In Bielefeld brüten seit 2006 Wanderfalken, D. Wegener schildert im NABU-Jahresheft 12/2007 (S. 40f), wie es dazu kam. Inzwischen gibt es 2 feste Brutplätze in Nistkästen auf den Schornsteinen der MVA und des Heizkraftwerks in Schildesche (dort seit 2008 beobachtet, sichere Brut seit 2011). Zu den Aufgaben des NABU gehört u.a. die jährliche Beobachtung der Paare zur Bestimmung des richtigen Zeitpunktes für die Beringung der Jungvögel (die von AGW-Spezialisten aus dem Ruhrgebiet durchgeführt wird), die Ermittlung der Anzahl der Jungvögel, das Ablesen der Kennringe und auch schon mal „Feuerwehrdienste“ bei der eiligen Notbeschaffung eines Ersatzkastens.

 

So kann sich die „Wanderfalkenbilanz“ in Bielefeld wieder sehen lassen: Von 2006 bis 2022 wurden auf dem MVA-Schornstein mind. 31 Jungvögel erbrütet, von denen der größte Teil auch flügge wurde. Hinzu kommen in derselben Zeit noch mind. 13 Jungvögel vom Heizkraftwerk Schildesche. Allerdings dürften die meisten davon inzwischen nicht mehr am Leben sein, denn die übliche Sterberate beträgt bei Wanderfalken gut 50% im ersten Lebensjahr und liegt im Mittel der ersten 10 Lebensjahre bei jährlichen knapp 20% (vgl. P. Wegner et al. im AGW-Jahresbericht 2018, S. 14).

Frisch beringte Jungfalken im MVA-Kasten (Foto: N. Lohrmann, 2015); Blick durchs Spektiv auf das Brutpaar in Schildesche (Foto: J. Albrecht, 2013)

 

Ein Fotobericht über die Bielefelder Wanderfalken erschien im 15. Jahresheft des NABU Bielefeld 2022:

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Was machen die Bielefelder Wanderfalken? (15. Jahresheft des NABU Bielefeld 2022)
19-Albrecht-Wanderfalken_A5.pdf
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Kinderstube der Wanderfalken

 

Seit März 2019 gewährt die MVA Einblicke ins Familienleben der Wanderfalken durch zwei webcams, die das Kasteninnere und einen Blick auf den Kasten von außen zeigen. Unter www.interargem.de/mva-falken kann in jeder Minute ein neues Standbild abgerufen werden.

 

webcam-Foto vom 20.4.2019 (Ausschnitt)

 

Standbilder der MVA-Webcams 2024

Im August 2023 wurde der Brutkasten auf der MVA von den Beuteresten der vergangenen erfolgreichen Brut gereinigt. Beide Partner waren in den Wintermonaten unregelmäßig zu sehen, blieben also im Revier. Mitte Februar 2024 war deutlich eine Nestmulde im Kies zu erkennen, doch erst ab Anfang März war das Weibchen täglich zu beobachten. Die Eiablage begann aber nicht, wie erwartet, in den ersten Märztagen. Ob es Störungen durch revierfremde Eindringlinge gab? Beobachtungshinweise dazu bitte an den NABU Bielefeld melden!

 

Die beiden Partner sind auch dieses Jahr wieder gut zu unterscheiden: Das Weibchen ist deutlich größer, seine Brust ist nur sehr blass rosa gefärbt und bis unter das weiße Kinn gepunktet. Das kleinere Männchen hat eine buntere Brust, und die Punktierung hört bereits knapp über der Brustmitte auf. Seine Augen sind auffällig hell umrandet.

 

Das erste Ei lag dann am 13. März im Brutkasten, fast 14 Tage später als erwartet. Die weitere Entwicklung dokumentieren die nachfolgenden screenshots. Ende Mai wurden drei Jungvögel flügge.

Standbilder der MVA-Webcams 2023

Wie in den Vorjahren war das Männchen über den Winter in größeren Abständen, aber doch relativ regelmäßig zu sehen, und hat sein Brutrevier bewacht. Anfang Februar fiel im frisch geschütteten Kies die zukünftige Nestmulde auf, günstig gelegen für die Kamerabeobachtung! Ende Februar erschien auch das Weibchen und blieb sehr stetig im Horstbereich. Man kann beide Geschlechter (außer an Größe und Proportionen) wieder ganz gut an der Färbung unterscheiden: Das Männchen hat braune Flecken am Hinterkopf und einen einfarbigen, leicht orange getönten Brustlatz, das Weibchen ist dort weiß gefärbt mit zarten schwarzen Punkten.  Das erste Ei wurde frühmorgens am 3. März gelegt, das ist der bislang früheste beobachtete Zeitpunkt! Seit 2012 wurde somit der Brutbeginn (klimabedingt?) um 10 Tage vorverschoben. Das vierte Ei kam am 11. März hinzu.

Beringung der Jungvögel am 4. Mai 2023

Beringung der vier Jungvögel (3 Männchen, 1 Weibchen) durch Thorsten Thomas (AGW), Fotostrecke von Meinolf Ottensmann:

Standbilder der MVA-Webcams 2022

Das Jahr 2022 lässt sich bei den Wanderfalken an wie das Vorjahr. Der Terzel hielt über den Winter die Stellung, eine erste Nestmulde ist im Februar erkennbar, aber erst Anfang März wird sie deutlicher, und am 5. März, fast auf den Tag genau wie im letzten Jahr, liegt das erste Ei im Nest. Das dritte und letzte Ei wurde etwa am 12. März gelegt, die drei Küken (1 Weibchen, 2 Männchen) schlüpften vom 11. bis 14. April und wurden am 2. Mai von AGW-Experten beringt. Die Jungvögel wurden um den 20. Mai herum flügge und sind seitherviel  unterwegs und nur noch unregelmäßig in der Kamera zu sehen.

Es folgen ausgewählte Bilder aus der Saison 2022 der beiden interargem-webcams auf der MVA Bielefeld. Datum und Uhrzeit sind jeweils am oberen Bildrand eingeblendet (zum Vergrößern anklicken!).

Fotostrecke: Beringung der Jungfalken am 2. Mai 2022

Im Alter von etwa 3 Wochen wurden die jungen Falken von Thorsten Thomas und Kerstin Fleer (AGW) mit Helgoland- und Ableseringen beringt.

Standbilder der MVA-Webcams aus der Brutzeit 2021

Die nachfolgende chronologische Bildauswahl stammt aus der Brutsaison 2021, Datum und Uhrzeit sind jeweils am oberen Bildrand eingeblendet (zum Vergrößern anklicken!). Das Männchen ("Terzel") hat über den ganzen Winter das  Revier nicht verlassen und manchmal auch die Nacht im neuen Nistkasten verbracht. Auch in der Schneewoche im Februar hat er tapfer durchgehalten, was für Vogeljäger weniger schwierig ist als für Mäusejäger, die 10 Tage hungern mussten. Mitte Februar konnte man im Kies die Nistmulde erkennen, in optimaler Position für die Nestkamera, aber das erste Ei wurde erst am 4. März gelegt, zwei Tage früher als im vergangenen Jahr.  Am 5. Mai wurden die drei jungen Weibchen beringt, damals zwischen 815 und 885 Gramm schwer. Um Pfingsten herum waren sie dann flügge, ließen sich aber noch bis in den Juni hinein versorgen. Jetzt sind sie selbständig und erscheinen nur noch sehr selten inder Kamera: www.interargem.de/mva-falken

Beringung der Jungfalken 2021

Fotostrecke: Beringung der drei jungen Weibchen (23 bis 25 Tage alt) am 5. Mai 2021 durch T. Thomas (AGW NRW).

Standbilder der MVA-Webcams aus der Brutzeit 2020

Hier sehen Sie eine Bildauswahl von abgerufenen Standbildern der beiden webcams auf dem MVA-Schornstein aus dem Jahr 2020 (Datum und Uhrzeit sind jeweils am oberen Bildrand eingeblendet). Leider verkoten die Jungfalken ab einem Alter von etwa 3 Wochen mit viel Schwung immer wieder die Kameralinse - diese können aber nach dem Zeitpunkt der Beringung nicht mehr gereinigt werden, da im fortgeschrittenen Kükenalter die Gefahr besteht, dass die noch nicht flüggen Jungvögel bei Störungen abspringen und verunglücken.

 

Das Brutgeschehen 2020 in Kürze:  Das erste Ei wurde am 6. März gelegt, in ca. zweitägigem Abstand folgten zwei weitere. Überwiegend schien das (etwas größere) Weibchen zu brüten, wobei die Beteiligung des Männchens („Terzel“) an der Bebrütung von Paar zu Paar sehr verschieden sein kann. Die beiden Partner sind in der Kamera am besten zu unterscheiden, wenn beide gleichzeitig im Bild sind. Die Bebrütung dauert in der Regel etwa 32 Tage. Vom 11. bis 13 April (pünktlich zu Ostern) sind alle drei Küken geschlüpft. Die Nestlingszeit dauert rund 40 Tage. Zunächst hudert (wärmt) das Weibchen die Küken fast rund um die Uhr und wird dabei vom Terzel mit Nahrung versorgt. Wenn der Wärmehaushalt der Jungen stabiler ist jagen dann wieder beide Altvögel und bringen Futter, fast ausschließlich Vögel bis zur Größe von Tauben. Am 30. April wurden die Jungvögel beringt. Mit etwas Glück oder Geduld kann man seither neben den goldfarbenen Vogelwartenringen auch die schwarz-weißen Ableseringe mit den großen Zahlen- und Buchstabenkombinationen erkennen, mit deren Hilfe (und einem guten Fernrohr) ihr künftiger Lebenslauf verfolgt werden kann. Im Alter von etwa 5 bis 6 Wochen fliegen die Jungvögel aus: zwei Geschwister wurden am 19.5. flügge, der Nachzügler am 20. Mai. Seither sieht man sie nur noch gelegentlich in den Kameras, zumeist in der Außenkamera. Sie wurden noch mehrere Wochen von den Eltern versorgt („Bettelflugperiode“).

Beringung der Jungfalken 2020

Fotostrecke: Beringung des Jahrgangs 2020 durch T. Thomas und K. Fleer (AGW) am 30. April 2020 (Foto: K. Fleer).

Standbilder der MVA-Webcams aus der Brutzeit 2019

Die folgenden Bilder entstanden im ersten Webcam-Jahr 2019. Es konnte die erfolgreiche Aufzucht von 2 jungen Falken verfolgt werden:

Beringung der Jungfalken 2019

Die folgende Fotogalerie entstand am 3. Mai 2019 bei der Beringung der Jungfalken im Alter von etwa 23 Tagen durch die AGW-Experten T. Thomas und K. Fleer: wiegen, messen, auf Parasiten untersuchen, beringen mit Codering (mit Zahlen-Buchstaben-Kombination zur Fernablesung) und Vogelwartenring (goldfarben), Pressetermin und erholen!

Presseartikel von NW und WB zu den Wanderfalken

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Westfalen-Blatt am 10. Mai 2022: Nachwuchs wird bald flügge
WB-2022-05-10_Nachwuchs-wird-bald-flügge
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Neue Westfälische am 10. Mai 2022: Erneut Falkennachwuchs am MVA-Schornstein
NW-2022-05-10_Erneut-Falkennachwuchs-am-
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Neue Westfälische am 23. März 2022: Leineweber - Kurvenarme Flaniermeile
NW-2022-03-23_Leineweber_Kurvenarme-Flan
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Westfalen-Blatt am 29.12.2020: Neues Zuhause in 100 Metern Höhe
WB-2020-12-29_Neues-Zuhause-in-100-Meter
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Neue Westfälische am 29.12.2020: Neuer Falkenhorst am Schornstein der Müllverbrennungsanlage
NW-2020-12-29_Neuer-Falkenhorst-am Schor
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Neue Westfälische am 20.3.2020: Falke Wanda brütet drei Eier aus
NW-2020-03-20_Falke-Wanda-brütet-drei-Ei
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Neue Westfälische am 14. März 2020: Wanderfalken brueten auf MVA-Schornstein
NW-2020-03-14_Wanderfalken-brueten-auf-M
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Neue Westfälische am 12. Juni 2019: Ringe für den schnellsten Flieger der Welt
NW-2019-06-12_Ringe-für-den-schnellsten-
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Westfalen-Blatt am 8. Mai 2019: Naturschutz in luftiger Höhe
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Neue Westfälische am 17. April 2019: Webcam zeigt Falken-Küken bei der Fütterung
NW-2019-04-17_Webcam-zeigt-Falken-Küken-
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Neue Westfälische am 25. März 2019: Wanderfalken auf der MVA brüten jetzt
NW-2019-03-25_Wanderfalken-auf-der-MVA-b
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Westfalen-Blatt am 5. März 2019: Direkter Blick ins Nest der Wanderfalken
WB-2019-03-05_Direkter-Blick-ins-Nest-de
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Westfalen-Blatt am 15. Mai 2018: Diese Untermieter leben ganz weit oben
WB-2018-05-15_Diese-Untermieter-leben-ga
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Neue Westfälische am 15. Mai 2018: Bruterfolg fürs schnellste Tier der Erde
NW-2018-05-15_Bruterfolg-fürs-schnellste
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Neue Westfälische am 25. März 2009: Rasante Jäger gegen Tauben
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