Schutzmaßnahmen für Wasseramseln und Gebirgsstelzen

Nachdem die meisten Bielefelder Fließgewässer wieder eine relativ gute Gewässergüte aufweisen, ist das Lebensraumpotenzial für die Wasseramsel wieder größer geworden. Zwei Drittel der Bielefelder Gütemesspunkte zeigten 2007 mindestens die Gewässergüte II an (Gewässergütebericht der Stadt Bielefeld), die Wasseramseln für eine dauerhafte Ansiedlung benötigen (H. Meinig im „Westfalen-Atlas“). Im „Bielefeld-Atlas“ werden für 1986-88 nur 5 Paare genannt, im „Westfalen-Atlas“ 1989-94 ca. 5-7, im „NRW-Atlas“ für 2005-08 ca. 8-10 Reviere. Bielefeld liegt am Nordrand des deutschen Verbreitungsgebietes dieser bei uns also nach wie vor seltenen Art, die ähnlich dem Eisvogel in harten Eiswintern stark leidet, weil die Vögel dann nur weiter umherstreifen, aber nicht wegziehen.

 

Doch auch die letzten milden Winter ließen den Bestand augenscheinlich nicht anwachsen, so dass die NABU-Aktivgruppe nunmehr versucht, durch Nisthilfen an Brücken einen möglicherweise entscheidenden Engpass zu beseitigen. Denn zumindest in den Bachabschnitten des Hügellandes könnte die Gewässerstruktur zumindest streckenweise durchaus für die Wasseramsel geeignet sein. Die Aktivgruppe baut dazu spezielle Kästen aus Lärchenholz und bringt sie mit Genehmigung der Straßenbaulastträger zerstörungsfrei z.B. mit Fliesenkleber oder Kabelbindern an. Bis April 2019 wurden ca. 40 Kästen montiert.

 

Solche gewässernahen Nisthilfen nutzen auch gerne Gebirgs- und Bachstelzen sowie u.a. Zaunkönige und Rotkehlchen. Daher ist es sinnvoll, mehr solcher Kästen anzubringen als sie allein die Wasseramsel benötigen würde. Besonders die Gebirgsstelze ist sehr ähnlich wie die Wasseramsel linienhaft an Fließgewässer gebunden, stellt aber weniger hohe Ansprüche an die Wasserqualität und Gewässerstruktur und ist daher häufiger und weiter verbreitet, auch wenn ihr Schwerpunkt eindeutig die Mittelgebirge sind. Als relativ wenig scheuer Nischenbrüter erscheint sie auch in der Stadt als Gebäudebrüter, sofern ein geeignetes Gewässer nicht allzu fern liegt. Der „Bielefeld-Atlas“ nennt für die Gebirgsstelze 1986-88 ca. 60-70 Reviere, der „Westfalen-Atlas“ 1989-94 ca. 39-84, der „NRW-Atlas“ 2005-2008 ca. 46-104 Reviere – hier scheint noch „Luft nach oben“ für diese hübsche Art zu sein. Wir sind gespannt auf den Erfolg und hoffen, dass sich die Zerstörung der Nistkästen durch Vandalen in Grenzen halten wird.

Wasseramsel und Gebirgsstelze (Fotos: A. Schäfferling)