Im Vorfeld der Bundestagswahl haben die Bielefelder Naturschutzverbände NABU, BUND, Naturwissenschaftlicher Verein und pro grün am 10. Februar 2025 zu einem Pressegespräch auf die Johannisbachbrücke unterm Viadukt eingeladen. Sie erläuterten dort den Pressevertreter*innen von NW, WB, WDR und Radio Bielefeld ihre an die Bundestagskandidatinnen und -kandidaten sowie den Stadtrat gerichteten Forderungen:
Am selben Tag ging im Bielefelder Rathaus auch ein entsprechender Bürgerantrag der Naturschutzverbände nach § 24 der Gemeindeordnung NRW ein, der ein klares Bekenntnis zum Naturschutz in der Johannisbachaue sowie in diesem Sinne eine aktive Beteiligung der Stadt Bielefeld im weiteren Planverfahren der ICE-Strecke Hannover-Bielefeld einfordert.
Der Anregungs- und Beschwerdeausschuss des Stadtrates befasst sich voraussichtlich am 8. April ab 17 Uhr im Alten Rathaus (Rochdale-Raum 2. OG) mit unserem Antrag. Unterstützen Sie das Anliegen mit Ihrem Besuch dieser öffentlichen Sitzung!
Der genaue Wortlaut der Presseinformation und des Bürgerantrages mit jeweils ausführlicher Begründung steht hier zum Download zur Verfügung:
Berichte der Tageszeitungen Westfalen-Blatt und Neue Westfälische vom 11. Februar 2025:
Wohl alle Bahnfahrer*innen kennen das tägliche Chaos im Bahnverkehr. Doch statt schnelle, kostengünstige und damit nah an den Bestands-Trassen orientierte Lösungen zu suchen, verliert sich die Bahn im Wolkenkuckucksheim und plant monströse, nicht finanzierbare Megaprojekte, die noch in Jahrzehnten keine Besserung bringen, Natur und Landschaft aber maximal schädigen werden.
Nach dem gescheiterten Dialogprozess hat die Bahn im August 2024 zwölf Korridore für die ICE-Trasse Bielefeld-Hannover vorgeschlagen, für die im Bereich Bielefeld-Herford drei verschiedene Anbindungen angedacht sind (Abb. 1):
Abb. 2 bis 4: Anbindungen Herford, Schildesche und Brake.
Quelle:
https://www.hannover-bielefeld.de/trassen-korridor/anbindungen-bielefeld
Die Anbindung Herford (Abb. 2) orientiert sich weitgehend am vorhandenen Schienenweg, überquert den Johannisbach mit einer neuen Brücke parallel zum Viadukt, schwenkt dann aber als Variante V11 östlich Brake in die Aa-Niederung, quert dort die Aa mehrfach (Aa-Niederung ade?!?) und kehrt erst in Herford wieder auf den jetzigen Verlauf zurück. Nur bei dieser Variante verbleibt der Herforder Bahnhof am Schnellbahnnetz!
Die Anbindung Schildesche (Abb. 3, 5, 6) quert den Johannisbach weiter östlich mit einer neuen Brücke, verläuft dann in Hochlage (auf Stelzen und Damm) längs der Johannisbachaue unmittelbar nordwestlich an Halhof und Hof Jerrendorf vorbei (Johannisbachaue ade?!?), und verlässt als Variante V10 bzw. V12 die Johannisbachniederung nach Osten an der Kreuzung Herforder / Grafenheider Straße, wo ja bereits die Ostwestfalenstraße in einem Riesenknotenpunkt angebunden werden soll.
Abb. 5, 6: Anbindung Schildesche: Bahnquerung der Johannisbachaue heute – und morgen?
(Blick nach Nordosten; unten links: Am Balgenstück, oben Mitte: Halhof und Jerrendorf)
Quelle: https://www.hannover-bielefeld.de/trassen-korridor/anbindungen-bielefeld
Die Anbindung Brake (Abb. 4, 7, 8) führt verbreitert durch Brake, mündet in Höhe der Möbelfabrik Kerkmann und der daneben aufgestellten Dampflok Victoria in die Aa-Niederung und verläuft dann wie bei der Anbindung Schildesche als Variante V10 bzw. V12 nach Nordost zwischen Herford und Bad Salzuflen.
Abb. 7, 8: Anbindung Brake: Umbau der Bestandsstrecke, Ausschleusung der Neubaustrecke nördlich des Bahnhofs Brake und Querung der Aa-Niederung östlich von Brake (Blick nach Südwest; links B 61 mit Möbelfabrik Kerkmann und Dampflok Victoria, rechts Brake). Quelle: https://www.hannover-bielefeld.de/trassen-korridor/anbindungen-bielefeld
Weitere Details und alle von der Bahn vorgeschlagenen Korridor-Varianten siehe www.hannover-bielefeld.de.
Festzuhalten bleibt: Die Varianten 2, 3, 5, 8, 9, 10 und 12 zerstören (nicht nur) die Bielefelder Johannisbachaue!
Trassen für die Korridor-Varianten 2, 3, 5, 8, 9, 10 und 12 im Bielefelder Norden (Karte/Luftbild: www.hannover-bielefeld.de).
Die Arbeitsgemeinschaft der Naturschutzverbände Niedersachsen/OWL fordert länderübergreifend in einer Erklärung vom 5. September 2024 den sofortigen Ausbau der Bestands-Trasse und Investitionen in die Sanierung und den Ausbau der vorhandenen Infrastruktur. Denn keine der ins Auge gefassten zwölf Varianten entspricht den Erfordernissen an eine umweltfreundliche, nachhaltige und zukunftsfähige Trassenplanung, weil alle, von vielen Akteuren und Fachleuten aus der Region geforderten, bestandstrassennahen und kostengünstigeren Varianten aus der Bewertung fallen, da sie die von der DB gesetzte Vorgabe von 31 Minuten Fahrzeit für ICE zwischen Bielefeld und Hannover nicht erfüllen. Diese Position deckt sich sehr weitgehend mit der Landwirtschaft und der Politik in OWL (vgl. Pressespiegel unten).
Die Stellungnahmen der Bielefelder Umweltverbände und des Bündnisses "Verkehrswende OWL" zu den Bahnkorridoren und zum Deutschlandtakt lesen Sie unten.
Auf der Seite https://www.hannover-bielefeld.de/anregen können Sie der Bahn direkt Hinweise zu deren Vorschlägen schreiben. Prüfen/erfragen Sie auch die Position der Parteien und Ihrer Wahlkreiskandidat*innen bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025: Die Entscheidungen über die Johannisbachaue und den Deutschlandtakt fallen in Berlin!!