Am 6. Juni 2019 hat der Stadtrat mit den Stimmen von SPD, GRÜNEN, Bürgernähe/Piraten und Linken (gegen die Stimmen von CDU, BiMi, BfB und FDP) entschieden:
Damit wurde nun endlich auch der Flächennutzungsplan der Stadt Bielefeld und der Bebauungsplan "Industriegebiet Schlinghofstraße (heute: Gildemeisterstraße)" an den seit 1995 rechtskräftigen Landschaftsplan Bielefeld-Senne angepasst, in dem der Strothbachwald aufgrund seiner überragenden ökologischen Qualitäten als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde.
Wir danken der Paprika-Koalition und den Linken für das deutliche und konsequente Votum und freuen uns, dass nach jahrelangen quälenden Auseinandersetzungen und Stillständen den fachlichen Argumenten und klaren Vorgaben des Artenschutzrechts gefolgt und damit weiteren rechtlichen Auseinandersetzungen vorgebeugt wurde.
Lang lebe der Strothbachwald und seine Bewohner!
Mitglieder von Bielefelder Naturschutzvereinen und des Sennestadtvereins demonstrieren vor der Entscheidung des Stadtrates.
Naturschützer demonstrieren vor und im Sitzungssaal des Stadtentwicklungsausschusses für den Erhalt des Strothbachwaldes.
Der Strothbachwald ist ein ca. 3 Hektar großes, ökologisch höchst wertvolles Altholz in Bielefeld-Sennestadt an der Gildemeisterstraße. Aufgrund standörtlicher Besonderheiten hat sich dort ein – für die Senne untypischer – bodensaurer Buchen-Eichenwald entwickelt. In den starken Buchenstämmen haben seit vielen Generationen Schwarzspechte ein Höhlenzentrum geschaffen, das mindestens 65 Höhlenbäume mit über 90 Spechthöhlen (davon mindestens 53 Großhöhlen vom Schwarzspecht) umfasst. Neben vier Spechtarten lebt dort eine Vielzahl weiterer Höhlenbrüter, darunter eine kopfstarke Waldkolonie der Dohle, aber auch Waldkauz, Hohltaube und an die zehn Höhlen bewohnende Singvogelarten. Die ungewöhnliche große Höhlendichte bietet auch Quartiere für etwa zehn Fledermausarten, darunter der Kleine Abendsegler, der aufgrund seiner nahezu täglichen Quartierwechsel speziell auf einen großen Höhlenreichtum angewiesen ist. Eine artenreiche Pilz- und Insektenwelt unterstreicht den hohen naturschutzfachlichen Wert dieses alten Waldstandortes, der seit fast 500 Jahren historisch nachweisbar ist. Sowohl die standortbedingte Artenzusammensetzung als auch die altersbedingte sehr hohe Artenvielfalt bewirken, dass dieser Wald nicht ersetzbar ist. Zudem ist die Lage im Biotopverbund des regionalen Evesell-Grünzuges von zentraler Bedeutung.
Schon die Ansiedlung der Spedition Wahl & Co auf der „grünen Wiese“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum Strothbachwald in den 1980er Jahren war ein planungspolitischer Fehler. Ebenso die – nach Auffassung der Naturschutzverbände rechtswidrig genehmigte - Ausweitung des Betriebsgeländes in die benachbarte Strothbachaue hinein bis an den Traufrand des Waldes (für einen LKW-Stellplatz!!). Der Wunsch der Firma, auch noch den Rest des Waldes für den Bau weiterer Hallen abzuholzen, scheint nun glücklicherweise durch die aktuelle Ratsmehrheit abgewendet. Die Bielefelder Naturschutzverbände NABU, BUND, Naturwissenschaftlicher Verein und pro grün haben sich seit Anbeginn der Planungsdiskussion vehement für den Erhalt des Strothbachwaldes eingesetzt und wurden dabei auch vom Sennestadtverein unterstützt. Sie danken der neuen Ratsmehrheit ausdrücklich für den mutigen Beschluss, trotz wirtschaftlich schwieriger Lage den Naturschutz nicht zu opfern und nationales und europäisches Naturschutzrecht in Verantwortung für die Erhaltung der Biologischen Vielfalt konsequent umzusetzen.
Lesen Sie hier nun weitere Hintergrundinformationen, Aktionsberichte und die Positionen der Naturschutzverbände zur besonderen Schutzwürdigkeit des Strothbachwaldes:
Nachfolgend sind wesentliche Zeitungsberichte, Leserbriefe und Positionen zum „Kampf um den Strothbachwald“ zusammengestellt, die zumeist in der „Neuen Westfälischen“ (NW) und im „Westfalen-Blatt“ (WB) erschienen sind (chronologisch absteigend sortiert, die aktuellen Artikel also zuoberst):